Stürze gehören zum Mountainbiken dazu! Was meistens gut ausgeht, kann schnell zu Notfallsituationen führen. Du bist selbst auch im Rettungsdienst tätig gewesen. Welche Art von Unfällen kommt beim Mountainbiking am häufigsten vor?
Häufige Unfälle sind Stürze, die zu Prellungen, Schürfwunden und Frakturen führen können. Kopfverletzungen sind auch ein großes Thema, vor allem wenn der Helm nicht richtig sitzt oder gar nicht getragen wird. Zudem gibt es oft Verletzungen an den Handgelenken und Knien, da diese bei einem Sturz häufig zuerst den Boden berühren.
Was sind die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen, die jeder Mountainbiker kennen sollte?
Zunächst einmal ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und die Situation schnell zu beurteilen. 10 Sekunden für 10 Minuten ist die Regel, wenn ihr plötzlich in einer Notfallsituation steckt. Lasst alles stehen und liegen, atmet tief durch und nehmt euch 10 Sekunden Zeit, um über die nächsten 10 Minuten nachzudenken. Macht euch klar, worauf es jetzt wirklich ankommt und entscheidet euch für eine weitere Vorgehensweise. Ruhe bewahren, anstatt in Panik und Aktionismus zu verfallen, hilft euch – und vor allem der verletzten Person. Bei Bewusstlosigkeit oder schweren Verletzungen sollte sofort der Notruf über die 112 abgesetzt werden.
Die fünf W’s helfen euch hier:
- Wer ruft an?
- Wo ist das Ereignis?
- Was ist geschehen?
- Wie viele Betroffene?
- Warten auf Rückfragen!
Vor allem der letzte Punkt ist besonders wichtig! Das Gespräch beendet immer der Disponent in der Integrierten Leitstelle. Bei Blutungen ist es wichtig, die Wunde zu versorgen und zu versuchen, die Blutung zu stoppen. Das Anlegen von Druckverbänden und die richtige Lagerung des Verletzten sind ebenfalls essenziell. Bei Verdacht auf Knochenbrüche sollte das betroffene Körperteil so wenig wie möglich bewegt werden.
Wie kann man die Rettungskräfte bei der Anfahrt unterstützen, dass sie möglichst schnell da sind?
Lässt es die Lage zu, profitieren externe Helfer von einem gut positionierten Einweiser, der den Weg zur Unfallstelle zeigen kann. Auch mehrere Einweiser sind in solch einer Situation hilfreich, denn meist kommen mehrere Fahrzeuge zu euch und treffen zu ganz unterschiedlichen Zeiten ein, oder der Weg zur Unfallstelle ist sehr kompliziert und erfordert mehrere Posten.
Gibt es spezielle Ausrüstungsgegenstände, die du Mountainbikern für den Notfall empfehlen?
Ja, definitiv. Jeder Mountainbiker sollte ein kleines Erste-Hilfe-Set mit sich führen, das Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel, Pflaster und eine Rettungsdecke enthält. Ein Mobiltelefon, um im Notfall Hilfe rufen zu können, ist ebenfalls unerlässlich. Für längere Touren kann auch eine Notfallpfeife nützlich sein, um auf sich aufmerksam zu machen.
Wie oft sollte man Erste-Hilfe-Kurse besuchen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben?
Ich empfehle, alle zwei bis drei Jahre einen Auffrischungskurs zu besuchen. Die medizinischen Richtlinien ändern sich immer wieder und es ist wichtig, dass man die aktuellen Maßnahmen kennt. Zudem hilft regelmäßiges Training, im Ernstfall sicher und schnell handeln zu können.
Was rätst du Mountainbikern, um das Risiko von Unfällen zu minimieren?
Wichtig ist, immer einen passenden Helm zu tragen und darauf zu achten, dass er richtig sitzt. Außerdem sollte man die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen und nicht über die eigenen Grenzen hinausgehen. Regelmäßige Wartung des Fahrrads und das Einhalten der Verkehrsregeln und Trail-Regeln sind ebenfalls essenziell. Und nicht zuletzt: Genießen Sie das Fahren, aber bleiben Sie aufmerksam und vorausschauend!
Vielen Dank, Anna, für diese wertvollen Tipps und die Einblicke in die Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Mountainbiking.
Sehr gerne, danke für das Gespräch!
Das Interview führte Sarah Nerb (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)