An vier Tagen hat Dominik Reichmann, Leiter Rettungsdienst der Malteser, deshalb für die Mitarbeiter ein spezielles Fahrsicherheitstraining beim ADAC gebucht. Die Wachen Niederaichbach, Bayerbach, Velden und Straubing nahmen mit 40 Rettungs- und Notfallsanitätern daran teil.
„Zwar absolvieren wir bereits in der Ausbildung ein spezielles Fahrertraining, aber es schadet ja nicht, das Wissen nach ein paar Jahren wieder aufzufrischen. Außerdem kommen so mal wieder Kolleginnen und Kollegen von unterschiedlichen Wachen zusammen, was dem Ganzen gleichzeitig Teambuilding-Charakter verleiht.“ Gemeinsam mit den Wachleitern Thomas Weindl und seinem Stellvertreter Daniel Mitterbiller hat Reichmann diese Schulung abgestimmt.
Christian Schreyer von der Rettungswache Bayerbach meint dazu: „Ich finde es sehr gut, dass wir das heute theoretisch wie praktisch durcharbeiten. Man erlebt im Dienst täglich Situationen, die brenzlig sein können und da ist es super, wenn man sein Arbeitsgerät, sprich das Fahrzeug, besser kennenlernt. Vollbremsung, Bremsung mit Hindernis, das einfach mal auszuprobieren, ohne dass etwas passieren kann, macht schon Sinn.“ Stotterbremse, Bremschlag, rutschige Straßen durch Laub, Schnee und Eisglätte, Aquaplaning, Rangierübungen auf engstem Raum – all das kommt im Fahrsicherheitstraining dran.
Jonas Scholz von der Rettungswache Niederaichbach fasst den Tag für sich zusammen: „Es war schön, das Auto mal an seine Grenzen zu bringen, ohne sich in eine Gefahrensituation zu bringen. Ich glaube schon, dass ich nach dem Fahrertraining intuitiv besser entscheiden kann, was die richtige Reaktion in einem heiklen Moment sein wird.“ Auch Eva Maria Brunnhuber pflichtet ihrem Kollegen bei: „Mir hat das heute sehr viel Spaß gemacht und ich finde es auch immens wichtig. Vor allem auch für uns Notfallsanitäter, die gar nicht mehr so häufig selbst fahren, sondern oft auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Um ehrlich zu sein, habe ich bis heute nicht genau gewusst, dass man auch in einer Kurve stark bremsen kann und wie das geht, ohne umzukippen.“ Dass es im Rettungsdienst immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt, darüber sind sich alle Teilnehmer einig. Häufig sind die anderen Verkehrsteilnehmer abgelenkt, haben vielleicht ein Smartphone in der Hand oder überhören das Martinshorn, weil es vermeintlich zu leise ist. Aber auch einfach rücksichtsloses Verhalten, wie zum Beispiel die Nutzung der Rettungsgasse zum Vorwärtskommen auf der Autobahn oder das Wenden auf der Bundesstraße bei zähfließendem Verkehr haben die Rettungsdienstler schon erlebt: „Es gibt sehr viele Leute, die Rücksicht nehmen, wenn wir es eilig haben, Rettungsgassen werden immer besser gebildet. Dennoch gibt’s Tage, da kommen wir nicht wirklich durch und müssen oft auch abrupt abbremsen“, bestätigt Johannes Kober, von der Rettungswache Bayerbach.
Arthur Froch, der in der Rettungswache Straubing angestellt ist, arbeitet seit zehn Jahren beim Rettungsdienst. Richtig zu reagieren, aufs Auto zu vertrauen, das seien wichtige Erkenntisse aus dem Fahrertraining: „Ich fühle mich jetzt gut vorbereitet, vor allem für Schnee und Eisglätte.
Die Übungen heute waren allerdings alles Fahrten ohne Patienten. Zu zweit im Fahrzeug zu sitzen, ist immer ganz anders, als wenn es sich um eine Fahrt mit dem Patienten handelt. Da muss man Patientenkonform denken, sprich noch sorgfältiger, noch langsamer fahren.“
Die wichtigste Erkenntnis war deshalb bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieselbe: Lieber ein paar Minuten später an das Ziel kommen, als gar nicht.